Die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage ist geprägt von anhaltender Volatilität, bedingt durch umfangreiche Herausforderungen wie die Folgen von COVID-19, dem Ukraine-Krieg und der gegenwärtigen Inflation. Um diesen Unsicherheitsfaktoren zu begegnen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen ihre Resilienz stärken und ihre Planungsprozesse optimieren. In diesem Umfeld hat das Controlling eine Vielzahl von Parametern zu berücksichtigen, um die verschiedenen Teilbereiche wie die Absatzplanung, Produktionsplanung und Finanzplanung erfolgreich und effizient zu gestalten.
Der Prozess des Forecastings als Teil der Unternehmensplanung nimmt hohe zeitliche und humane Ressourcen in Anspruch, da dieser von intensiven Abstimmungsrunden dominiert wird. Daher sind prädiktive Methoden, die zukünftige Entwicklungen automatisiert vorhersagen sollen, zentrales Thema in der Unternehmenspraxis. Dies verdeutlicht eine aktuelle BARC-Studie, in der 94 Prozent aller befragten Unternehmen den Nutzen von Predictive Analytics als wichtig einschätzen.
Dennoch zeigt sich, dass diese Tools nur von einem Bruchteil der Unternehmen eingesetzt werden. Gründe wie fehlende technische und methodische Kompetenzen, organisationale Hemmnisse oder mangelnde Ressourcen in Bezug auf Wissen und Personal sind ausschlaggebend für den Status Quo der Nichtnutzung. Des Weiteren zeigen Beiträge zur Implementierung und Nutzung dieser Tools, dass standardisierte Produkte meist nicht ausreichen, weshalb die individuelle Ausgestaltung der Software-Lösung wesentlich für die Nutzung von Analytics Tools ist.
Predictive Analytics umfasst qualitative und quantitative Methoden, die es ermöglichen, Prognosen auf Basis vergangener und gegenwärtiger Daten zu erstellen. Zu den häufig verwendeten Modellen gehören:
Unter der Annahme, dass die Daten der Vergangenheit mit der Zukunft korrelieren und diese Korrelation auch durch die richtige Auswahl der Modelle erfasst wird, ermöglicht Predictive Forecasting eine datenbasierte Entscheidungsfindung, reduziert subjektive Einflüsse und spart Ressourcen. Unternehmen können durch schnelle und präzise Prognosen flexibler und effizienter agieren, was besonders in volatilen Märkten von Vorteil ist.
Vorteile, die durch Predictive Analytics entstehen können, im Überblick:
Predictive Analytics erfordert hochwertige Daten und geeignete IT-Infrastrukturen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter die nötigen Kompetenzen zur Anwendung und Interpretation der Modelle besitzen. Ein Beispiel aus der Kunststoffbranche zeigt, dass ein erfolgreiches Predictive Analytics Tool an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens angepasst werden muss.
Schlüsselanforderungen:
Ohne die richtige Bearbeitung der Herausforderungen und Erfüllung der Anforderungen können die Potentiale nicht entfaltet werden, sodass eine Operationalisierung von Predictive Analytics nicht realisierbar ist.
Die Qualität und Präsentation der Prognosen sind entscheidend für ihre Akzeptanz und Nutzung im Unternehmen. Eine gut aufbereitete Prognose erleichtert die Interpretation und Anwendung der Ergebnisse. Durch die Kombination von Mensch und Maschine entstehen Synergieeffekte, die die Prognosequalität weiter verbessern. Es ist notwendig, dass Experten im Unternehmen einbezogen werden und deren Feedback als Ergebnis der Analysephase festgehalten wird. Ein laufendes Tracking der Prognosegüte kann frühe Signale bieten, z. B. ob und welche Veränderungen im Marktverhalten (Sales) auftreten oder das Erkennen von Indikationen für Missbrauchsfälle (Fraud Detection). Mitarbeiter können ihre Expertise einbringen, um die Modelle zu verfeinern und die Ergebnisse zu validieren. Eine benutzerfreundliche Darstellung der Daten in Dashboards ermöglicht den Entscheidern schnell und effizient auf die Prognosen zu reagieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ein erfolgreiches Predictive Analytics Tool muss flexibel genug sein, um auf spezifische Anforderungen und variierende Datenbedingungen einzugehen. Gleichzeitig sollte es einfach zu bedienen sein, um die Synergien zwischen menschlicher Expertise und maschinellen Analysen voll auszuschöpfen.
Ein beispielhafter Forecast Bericht, erstellt mit Power BI und Power ON.
Der erste und wichtigste Schritt bei der Implementierung von Predictive Analytics ist die klare Identifikation der Geschäftsziele und -anforderungen. Dies bildet die Grundlage für die gesamte Analyse und bestimmt, welche Daten gesammelt werden und welche Modelle entwickelt werden müssen. Zu den typischen Zielen können die Verbesserung der Absatzprognose, die Optimierung der Produktionsplanung oder das Risikomanagement gehören.
Doch warum ist die Identifikation der Anforderungen und dessen Ziele so entscheidend? Ohne klar definierte Ziele kann die Analyse richtungslos verlaufen. Die Identifikation der Ziele stellt somit sicher, dass die Analysen zielgerichtet und relevant für die Geschäftsanforderungen sind. Dies hilft Zeit und Ressourcen effizient zu nutzen und vermeidet unnötige Analysen, die keinen Mehrwert bringen.
Durch die Definition der Geschäftsziele können Unternehmen zusätzlich bestimmen, welche Daten benötigt werden. Dies verhindert die Ansammlung von irrelevanten Datenmengen, die die Analyse komplizierter und zeitaufwendiger machen würden. Stattdessen kann der Fokus auf qualitativ hochwertige und relevante Daten gelegt werden, die präzise und nützliche Erkenntnisse liefern. Darüber hinaus ermöglicht die Konkretisierung des Ziels, wie die Verbesserung der Absatzprognose, spezifische Modelle und Algorithmen zu entwickeln, die historische Daten analysieren und zukünftige Trends vorhersagen können. Dies hilft Unternehmen, besser auf Marktnachfragen zu reagieren, Lagerbestände effizient zu verwalten und letztlich den Umsatz zu steigern.
Beispielhafte Mehrwerte, die sich aus der Konzeptionsphase ergeben können:
Optimierung der Produktionsplanung: Wenn die Optimierung der Produktionsplanung als Ziel definiert ist, kann Predictive Analytics in Verbindung mit Predictive Maintenance helfen, Engpässe in der Produktion vorherzusehen und zu vermeiden. Durch die Analyse von Produktionsdaten können Muster und Anomalien erkannt werden, die auf mögliche Probleme hinweisen. Dies führt zu einer effizienteren Produktionsplanung und Kosteneinsparungen.
Risikomanagement: Im Bereich des Risikomanagements ermöglicht Predictive Analytics die Identifikation und Bewertung potenzieller Risiken bevor sie eintreten. Durch die Analyse von Daten aus verschiedenen Quellen können Unternehmen Risiken proaktiv managen und Maßnahmen ergreifen, um negative Auswirkungen zu minimieren.
Ressourcenzuweisung: Die Identifikation von Geschäftsanforderungen ermöglicht eine optimale Zuweisung von Ressourcen. Unternehmen können ihre Mittel dort einsetzen, wo sie den größten Einfluss auf die Geschäftsziele haben, sei es in der IT-Infrastruktur, in der Datenaufbereitung oder in der Entwicklung von Analysemodellen.
Messbare Erfolge: Schließlich ermöglichen klar definierte Ziele eine messbare Erfolgskontrolle. Unternehmen können den Fortschritt und die Wirksamkeit ihrer Predictive Analytics-Strategien anhand spezifischer Metriken bewerten und bei Bedarf Anpassungen vornehmen.
Nach der Identifikation der Geschäftsziele und -anforderungen folgt der nächste entscheidende Schritt: Die Durchführung einer Machbarkeitsstudie. Dadurch wird sichergestellt, dass alle notwendigen Bedingungen und Ressourcen vorhanden sind, um die Ziele erfolgreich zu erreichen. Sie beinhaltet die Bewertung der Datenqualität, die Ressourcenplanung und die Analyse der erwarteten Prognosegüte. Besonders wichtig ist es, die Erwartungen mit der tatsächlichen Machbarkeit abzugleichen, um realistische Ziele zu setzen.
Der Erfolg von Predictive Analytics hängt maßgeblich von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab. Daher ist es entscheidend zu überprüfen, ob die benötigten Datenquellen vorhanden sind und ob die Daten in einem qualitativ hochwertigen und leicht zugänglichen Format vorliegen. Dies beinhaltet:
Für eine erfolgreiche Implementierung von Predictive Analytics müssen die erforderlichen Ressourcen sorgfältig geplant und bereitgestellt werden. Dies umfasst:
Eine differenzierte Analyse der zu erwartenden Prognosegüte ist essenziell, um realistische und erreichbare Ziele zu setzen. Diese Analyse sollte folgende Aspekte umfassen:
Beim Herunterbrechen auf detailliertere Ebenen, zum Beispiel bei der Erstellung von Prognosen für verschiedene Produkttypen, sollten zusätzliche Methoden berücksichtigt werden. So können Quotierungen im Sinne eines Top-Down Forecasts durch Heuristiken eine bessere Prognosegüte liefern als Forecastberechnungen auf der höchsten Granularität.
Ein zentraler Aspekt der Machbarkeitsstudie ist die Gegenüberstellung der Erwartungshaltung mit der tatsächlichen Machbarkeit. Dies ist wichtig, um überzogene Erwartungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Ziele realistisch und erreichbar sind. Um dies zu gewährleisten, ist die Aufnahme des aktuellen Status Quo ein notwendiger Schritt.
Dies sorgt dafür den Fortschritt zu messen und den Break-Even-Point zu bestimmen – also den Punkt, ab dem eine Verbesserung durch Predictive Analytics erwartet wird.
Nach der Konzeptionsphase und der Durchführung einer Machbarkeitsstudie ist die Realisationsphase des Projekts ein wesentlicher Schritt. Basierend auf den spezifischen Anforderungen und Use Cases müssen passende Modelltypen, wie Regressionsmodelle, Zeitreihenmodelle, Entscheidungsbäume oder Clustering-Modelle ausgewählt werden. Die Modellbewertung spielt eine entscheidende Rolle, um die am besten geeigneten Modelle hinsichtlich Genauigkeit, Interpretierbarkeit und Komplexität auszuwählen.
Die ausgewählten Modelle werden anschließend mit den bereinigten und integrierten Daten entwickelt und trainiert. Hierbei kommen Techniken wie Cross-Validation zum Einsatz, um die Leistungsfähigkeit der Modelle zu validieren und sicherzustellen, dass sie robust und generalisierbar sind. Nach dem Training werden die Modelle anhand von Metriken wie RMSE und MAPE bewertet. Um die Genauigkeit und Effizienz der Modelle weiter zu steigern, erfolgt eine Optimierung durch Hyperparameter-Tuning und Feature-Engineering.
Für die Entwicklung verständlicher Dashboards ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen der Endnutzer, wie Manager und Controller, hinsichtlich der Darstellung und Visualisierung der Analyseergebnisse zu ermitteln. Die wichtigsten Kennzahlen und Metriken, die auf den Dashboards angezeigt werden sollen, müssen bestimmt werden. Anschließend werden benutzerfreundliche und interaktive Dashboards entwickelt, die den Nutzern ermöglichen, die Ergebnisse des Predictive Analytics Modells einfach zu interpretieren und zu analysieren. Dabei kommen Visualisierungstools wie beispielsweise Power BI zum Einsatz, um die Daten in verständlicher und ansprechender Form darzustellen.
In der Nachlauf- bzw. Servicephase sichern Schulungen und kontinuierlicher Support für Anwender die nachhaltige Nutzung der Predictive Analytics Lösungen. Um sicherzustellen, dass die Dashboards den Anforderungen der Nutzer entsprechen, werden regelmäßig Tests und Feedback-Runden mit den Endnutzern durchgeführt. Basierend auf dem Feedback werden die Dashboards kontinuierlich angepasst und verbessert, um die Nutzerfreundlichkeit und den Mehrwert zu maximieren.
Ebenso wichtig sind die iterative Überprüfung und Anpassung der Modelle. Regelmäßige Tests und Feedback-Runden mit den Endnutzern sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Modelle präzise und anpassungsfähig bleiben. Die Modelle sollten kontinuierlich überwacht und basierend auf neuen Daten und Nutzerfeedback aktualisiert werden. Dies gewährleistet, dass die Vorhersagen stets aktuell und zuverlässig sind und die sich ändernden Geschäftsanforderungen berücksichtigen.
Predictive Forecasting bietet Unternehmen die Möglichkeit, präzise und effiziente Prognosen zu erstellen und sich besser auf Marktveränderungen vorzubereiten. Durch die Integration von Predictive Analytics in die Planungsprozesse können Unternehmen strategische Vorteile erzielen und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Eine sorgfältige Planung und Anpassung an die spezifischen Unternehmensanforderungen sind entscheidend für den Erfolg dieser Technologie.
Allerdings bedingt Predictive Analytics ein stabiles Grundfundament an Daten, um explorative Analysen zu ermöglichen. Aufgrund dessen ist eine stringente und klare Projektplanung, die sich an die oben genannten Schritte orientiert, notwendig, um einen erfolgreichen Einsatz zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die klare Einordnung von Möglichkeiten und Grenzen von Predictive Analytics notwendig, um eine optimale Lösung zu entwickeln, die die Unternehmenssteuerung und die Planung unterstützt und verbessert.
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